Antonia Mück
Sortiererin. Widerstandskämpferin gegen das NS-Regime. Hingerichtet.
Lebenslauf
Antonia Mück wurde am 4.6.1912 in Wien geboren. Sie arbeitete als Sortiererin. 1933 schloß sie sich der KPÖ an.
Widerstand, Verhaftung, Todesurteil
Am 17. 2. 1941 wurde Antonia Mück verhaftet und am 27. 8. 1942 gemeinsam mit Max Anton Schädler, Andreas Morth, Alfred Svobodnik, Johann Hojdn, Alfred Goldhammer, Felix Pfeiffer, Franz Stelzel, und Franz Mittendorfer (alle hingerichtet) zum Tode verurteilt. Am 10.11.1942 wurde sie im Landesgericht I in Wien hingerichtet.
Aus der Anklageschrift vom 18. 3. 1942
„Die Angeschuldigte (’Tonschi‘) übernahm auf Veranlassung des Schädler im Sommer 1939 die Lit.-Anlauf- und Verteilerstelle für den Unterbezirk Stadlau. Schädler machte sie mit dem Angeschuldigten Morth bekannt, auf dessen Weisung sie von der bei [Mathias] Fatrdla eingerichteten Lit.-Stelle bis zum Dezember 1939 und vom Mai bis zum September 1940 etwa alle vier Wochen Propagandamaterial in ihre Wohnung schaffte. Hier gab sie es jeweils an die Angeschuldigten Schädler und Morth heraus, die sie zu diesem Zwecke aufsuchten. In der Zeit vom Oktober 1940 bis zum Januar 1941 übernahm sie einmal Flugblätter von [Karl] Schaffer bei einem Straßentreff, während ihr das sonstige Material vom Angeschuldigten [Franz] Stelzel überbracht wurde. Der weitere Weg der Schriften war der gleiche wie zuvor. Vom Sommer bis Ende 1940 lieferte die Angeschuldigte bei Straßentreffs etwa jeden Monat einmal Propagandaschriften an die ihr von Schädler zugeführte ’Anna‘. Diese verwaltete, wie der Angeschuldigten bekannt war, die Lit.-Stelle des Bezirks Kaisermühlen.“
Abschiedsbrief an ihre Familie, 10.11.1942 (Auszug)
"Liebes Mutterl und Vaterl! Sende euch die letzten Grüße und Küsse. Bitte gebt mir auf mein Mauserl recht gut Acht, dass es auch gut lernt. Seff [Josef Mück] soll mir alles verzeihen, was er durch mich hat mitmachen müssen, aber jetzt wird durch meinen Tod alles anders werden. Bitte, er soll Erika nicht verlassen was auch kommen mag. Sie hat ja jetzt nur mehr ihn. Liebe Eltern, ich danke euch für all die Liebe und Treue, auch Fam. Pöchler. Mein Rad gehört Erika, alles andere meinem Mann Josef Mück. Auch Poldi soll mich nicht vergessen. Habe mit eurem Bild so große Freude gehabt und bin jeden Tag im Geiste bei euch gewesen. Ich musste erst verhaftet werden um all die Liebe von euch kennenzulernen..."
Quelle: Lisl Rizy, Willi Weinert, „Mein Kopf wird euch auch nicht retten“. Korrespondenzen österreichischer WiderstandskämpferInnen aus der Haft. Band 3, Seite 1242. Wiener Stern Verlag 2016
Gedenktafeln
Ihr Name steht auf einer von der KPÖ-Währing gestifteten Gedenktafel, die sich jetzt am Sitz der KPÖ (Wien 14, Drechslergasse 42) befindet; ebenso auf der 1988 von der KPÖ-Donaustadt gestifteten Gedenktafel (Wien 22, Wurmbrandgasse 17).
Gedenkort - Landesgericht für Strafsachen Wien
Im ehemaligen Hinrichtungsraum des Landesgericht für Strafsachen Wien findet sich ihr Name auf einer der Gedenktafeln.
Gedenkort - Gruppe 40, Zentralfriedhof
In der Gruppe 40 wurden die im Wiener Landesgericht Hingerichteten beerdigt. 2013 wurde die Gruppe 40 zur Nationalen Gedenkstätte erklärt.
Quellen und Bildnachweise
- Willi Weinert, "Mich könnt ihr löschen, aber nicht das Feuer". 4. Auflage Wiener Stern Verlag, 2017
- Lisl Rizy, Willi Weinert, „Mein Kopf wird euch auch nicht retten“. Korrespondenzen österreichischer WiderstandskämpferInnen aus der Haft. 4 Bände. Wiener Stern Verlag 2016
- Bild Fallbeil/Guillotine: Leihgeber Kurt Brazda
- Andere Bildrechte: Angabe bei Anklicken des Bildes (Bildinformation)
- Andere Bilder: Privatbesitz oder Verein Zur Erinnerung
Hauptwerke zur Gruppe 40
- Willi Weinert, „Mich könnt ihr löschen, aber nicht das Feuer“. Biografien der im Wiener Landesgericht hingerichteten WiderstandskämpferInnen gegen das NS-Regime. Ein Führer durch die Gruppe 40 am Wiener Zentralfriedhof. 4. Auflage Wiener Stern Verlag 2017
- Lisl Rizy, Willi Weinert, „Mein Kopf wird euch auch nicht retten“. Korrespondenzen österreichischer WiderstandskämpferInnen aus der Haft. 4 Bände. Wiener Stern Verlag 2016
Weiterführende Informationen
- DÖW Katalog zur permanenten Ausstellung. Hg. v. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands, Wien 2006
- Wolfgang Neugebauer, Der österreichische Widerstand 1938-1945, Wien 2008
- Die Geschichte des Grauen Hauses und die österreichische Gerichtsbarkeit, Wien 2012
- DÖW (Hg.) Widerstand und Verfolgungen in den österreichischen Bundesländern (Wien, Burgenland, Oberösterreich, Tirol, Niederösterreich, Salzburg), Wien 1975-1991
- Heinz Arnberger, Claudia Kuretsidis-Haider (Hg.) Gedenken und Mahnen in Niederösterreich. Erinnerungszeichen zu Widerstand und Verfolgung, Exil, Befreiung, Wien 2011
- Brigitte Bailer, Wolfgang Maderthaner, Kurt Scholz (Hg.), „Die Vollstreckung verlief ohne Besonderheiten“, Wien
- Herbert Steiner, Gestorben für Österreich. Widerstand gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1995
- Herber Steiner, Zum Tode verurteilt: Österreicher gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1964
Web-Hinweise
- www.sternverlag.at - Wiener Stern Verlag
- www.doew.at - Dokumentationsarchiv des österr. Widerstands
- www.kz-verband.at - KZ-Verband/VdA
- www.freiheitskämpfer.at - Bund Sozialdemokratischer FreiheitskämpferInnen
- www.oevp-kameradschaft.at - ÖVP Kameradschaft der politisch Verfolgten
- www.nachkriegsjustiz.at - Zentrale österr. Forschungsstelle Nachkriegsjustiz
- www.archiv.wien.at - Wiener Stadt- und Landesarchiv
- www.friedhoefewien.at - Friedhöfe Wien